Aus dem Vorwort des Verfassers

Das Odenheimer Familienbuch basiert auf den Aufzeichnungen der im Pfarrarchiv Odenheim aufbewahrten Kirchenbücher aus den Jahren 1695 bis 1925. Eine Kirchenvisitation von 1683 berichtet, dass das Taufbuch seit 1678 „sorgfältig geführt werde, das frühere ist von Soldaten zerissen worden“. Das Taufbuch von 1678 und die früheren Kirchenbücher sind nicht mehr vorhanden. Das derzeit älteste Kirchenbuch wurde von Pfarrer Karl Falize (1694–1701), der aus Vianden/Luxemburg nach Odenheim kam, angelegt. Es enthält Eheschließungen, Taufen und Sterbeeinträge. Die darin enthaltenen Aufzeichnungen geben uns wichtige Einblicke in die Orts-, Familien- und Sozialgeschichte Odenheims des zu Ende gehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. Insgesamt wurden 28 Bände in einem Zeitraum von zwei Jahren ausgewertet. […]

Lücken in den Kirchenbüchern konnten keine festgestellt werden. Lediglich das seit 1912 vermisste erste Blatt im ältesten Band mit 13 Taufeinträgen wurde während der Bearbeitung wieder gefunden. […]

Die jüdischen Mitbürger sind in einem gesonderten Abschnitt aufgeführt. Ebenso wurden die Auswanderungen im 18. und 19. Jahrhundert mit einbezogen (siehe Kapitel „Auswanderungen“). Der zeitliche Endpunkt der Bearbeitung wurde mit Rücksicht auf Vorschriften des Datenschutzes mit Ablauf des Jahres 1925 gewählt. […]

Wie zu erwarten, sind die Einträge in den Standesbüchern bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in verschiedenen damals üblichen deutschen Schriftarten gehalten – vor 1810 in Latein, dessen Entzifferung heute allgemein Schwierigkeiten bereitet. Darüber hinaus zeichneten sich manche Kirchenbuchführer nicht eben durch sorgfältige Handschrift aus, was das Lesen erschwerte. Außerdem wurden vielfach widersprüchliche Namen und Daten angegeben, so z.B., dass eine Trauung vollzogen wurde, wobei der tatsächliche Vorname falsch wiedergegeben wurde oder die Braut/der Bräutigam als Kleinkind bereits verstorben war. Ebenso wurden bei den Sterbeeinträgen Altersangaben aufgezeichnet, die oftmals zum richtigen Geburtsdatum um ein bis drei Jahre differierten. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die jeweils amtierenden Pfarrer zunächst ortsfremd waren und somit auf die Angaben der Angehörigen des/der Verstorbenen angewiesen waren. Des Weiteren ist feststellbar, dass zu Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus Eheschließungen oder Geburten außerhalb Odenheims stattfanden, die in den Standesbüchern nicht vermerkt bzw. dem Pfarramt nicht gemeldet wurden. So kann es im Text vorkommen, dass hinter dem Geburtsdatum ein „wo?“ (= Ort unbekannt) beigefügt ist. Daraus kann geschlossen werden, dass in manchen Familien mehr Kinder geboren wurden als im Taufbuch aufgeführt. Diese Lücken, auch bei Heiraten, sind damit zu erklären, dass oftmals eine berufliche Existenz in Odenheim nicht gegeben war und daher in anderen Orten gesucht werden musste.

Die Bereitstellung der Daten in gedruckter Form ist daher sicher von Nutzen für viele Interessierte, die sich der Mühe des Lesens dieser Schriften nicht unterziehen wollen. Über ihren Wert in der Zusammenfassung von umfassenden Unterlagen für verschiedenartigste wissenschaftliche Untersuchungen hinaus helfen sie auch, die wertvollste Quelle, die Kirchenbücher, als kulturhistorisches Gut und deren Erhaltungszustand zu schützen. […]

Über die bloßen Daten hinaus gewähren die Standesbücher auf vielfältige Weise Einblick in die Lebensumstände einzelner Familien und die sozialen Verhältnisse der Zeit. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die meisten Pfarrer sehr sorgfältig die Berufe der Männer oder ihre Ämter aufgeführt haben. Diese Angaben lassen erkennen, wie häufig Berufe innerhalb der Familie von Generation zu Generation „vererbt“ wurden und offensichtlich auch bei der Wahl der Paten und der Ehepartner der Kinder eine Rolle spielten. Dabei fällt auf, dass bei den zahlreich vorhandenen Steinmetzen/Steinhauern fast keine verwandtschaftlichen Bindungen zu den als sozial „höher“ gestellten Berufen wie Bäcker-, Metzger- und Müllerfamilien bestand. […] Anhand der Geburts- und Sterbedaten der Kinder lässt sich wohl ermessen, wie groß die Familien vergangener Jahrhunderte waren und wie hoch die Kindersterblichkeit lag.
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Möge das Familienbuch all denen, die sich Odenheim und damit ihrer Heimat verbunden fühlen, dazu dienen, die Vergangenheit und Gegenwart zu verstehen und aus ihrer Geschichte zu lernen.

Klaus Rößler
Genealoge des Odenheimer Familienbuchs

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