Streifzug durch die Geschichte von Odenheim
16. Jahrhundert


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1500 In dem im Jahre 1500 gegründeten Oberrheinischen Reichskreis hat der Probst des Freiadligen Ritterstiftes Odenheim Sitz und Stimme.      
1506/07/16 Verlegung des Ritterstiftes Odenheim nach Bruchsal infolge von Unruhen in der Gegend sowie wegen des Vorrangs von weltlichen gegenüber klösterlichen Interessen, gleichwohl unter Beibehaltung aller Freiheiten, Besitzungen, Rechte und Einkünfte für die zu Stiftsherren gewandelten ehemaligen Mönche. Mit dieser Verlegung geht auch der Verlust des Marktrechtes von Odenheim einher. Die Güter des Stifts werden 1516 an sieben Bauern verpachtet, nämlich an Vittenhans, an Wendel Tahl, Dietrich Knobloch, Kammerhans, Hans Entzberger, Hans Hugwart und Meyen Wendel.
1509 Ein Kuno von Bellersheim findet als Plebanus und Schulmeister Erwähnung.      
1522 Der Stiftsdekan verleiht dem Altmessner Hans Wolf aufs Neue das Messneramt.      
1525 Bauernhaufen aus der Vogtei Odenheim beteiligen sich unter der Führung des Odenheimer Alt-Schultheißen Marx Hovwarth, genannt „da Duchscherer“ (von Tuchscherer), an der Rebellion der Bauern im Kraichgau und Bruhrain, verlangen die Abschaffung von Adelsprivilegien und Bauernknechtschaft und bekunden den Willen, gemäß der Heiligen Schrift regiert zu werden und keinen Zehnten mehr abliefern zu wollen. Die etwa 6000 Bauern besetzen am 22. April Bruchsal und stürmen in den Folgetagen das Schloss Obergrombach sowie das Kloster Herrenalb. Am 28.04.1525 sucht der Bischof von Speyer den Kontakt zu den rebellischen Bauern und wird von deren Unterhändler Marx „Duchscherer“ empfangen, der ihm freies Geleit zusichert. Der Aufruhr geht weiter und während das Heer der Kurpfalz von Heidelberg her gegen Malsch, Kislau und Rotenberg anrückt sollen am 24./25. Mai Truppen des Schwäbischen Bundes unter dem berüchtigten Georg Truchseß gegen die Bauern unserer Gegend vorgestoßen sein und bei Odenheim ihr Feldlager aufgeschlagen haben. Zunächst leistet man im befestigten Odenheim Widerstand, flieht dann aber doch, um schließlich von Reitern eingeholt und niedergemacht zu werden. Die Odenheimer treten am 27.05.1525 zusammen mit anderen Bauernhaufen dem Unterwerfungsvertrag bei, huldigen dem Bruchsaler Kapitel und dem Bischof von Speyer als Vogt- und Schirmherrn. Bauernführer Marx „Duchscherer“ zählt schließlich, allerdings gegen die Bezahlung einer Strafsumme, zu den Begnadigten des Bauernaufstandes. Die Vermutung, das ehemalige Kloster Odenheim sei im Bauernkrieg zerstört worden, ist unwahrscheinlich.
1543

An der Westseite der Kirche wird ein neuer spätgotischer Turm gebaut, der bis zur Kirchenerweiterung 1909/10 stehen bleibt.
Die Plebanie (das spätere Armenhaus) wird gebaut und vom Plebanus, einem so genannten Leutpriester, übernommen, der, ohne die rechtliche Stellung und das Zehntbezugsrecht eines Pfarrers zu haben, die Pfarr- und Priesterdienste ausübt.

1549 Die Gemeinde klagt über unzureichende Möglichkeiten, ihren Wein zu keltern, dies um so mehr, als der Rebbestand stark zugenommen hat.
1552 Ein Augenscheinprotokoll über den Zustand der beiden Türme des Stifterhofs bringt zum Ausdruck, dass zwei Türme als Gefängnis zur Verfügung stehen, wobei der vordere Turm, Wasserturm genannt, seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr benutzt werde, während der hintere Turm als bürgerliches Gefängnis diene und mit vier Odenheimern belegt sei. Das Protokoll berichtet, dass die ehemaligen Klostergebäude in verfallenem Zustand sind.
1569 Die Besitzungen des Stifts werden nun im neu erbauten Amtshaus, im Volksmund „d’Burg“ genannt, verwaltet.
1586 Das Dorf kämpft noch immer vergeblich um seinen „verlorenen“ Jahrmarkt.
1568–1597 Zwischen 1568 und 1590/97 (?) wirkt hier ein evangelischer Pfarrer namens Andreas Embert. Die Reformation hatte offenbar schon zuvor (ab etwa 1520?) mit verschiedenen lutherischen Predigern versucht, in Odenheim Fuß zu fassen.
1587

Die Odenheimer erbauen ihr Rathaus, auf welchem folgende Inschrift verzeichnet wird: „Staine-Stock Heis Ich Schrevelti – Pfil machten mich. Paule Bauman Schultheis. Hans Jeger. Wolff Diller, Gerg Herman Baumaister, Hans Gesel Endris Burgermaister. 1587. – Zu der Zeit galt ein malter korn 5 gulden, ein om wein 3 gulden. Hans Hovwart Schneider. 1587.“

1592 Es gibt Quellen, die zum Ende des 16. Jhds. von 320 Bürgern, also etwa 1600 bis 1900 „Seelen“ ausgehen, andere sprechen von etwa 1300 Einwohnern.
1592/98 Ein Johannes Hempelii findet als Odenheimer Schulmeister ebenso Erwähnung wie ein Jude namens Joseph      
1595 Für das Jahr 1595 sind in Odenheim 17 Gewerbearten verbürgt: Bader, Bäcker, Färber, Fischer, Krämer, Metzger, Müller, Schlosser, Schmied, Schneider, Schreiner, Schuhmacher, Wagner, Weber, Wirt, Ziegler, Zimmermann.