Streifzug durch die Geschichte von Odenheim
17. Jahrhundert


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1602 Eine Bitte der Gemeinde an das Ritterstift Odenheim zu Bruchsal, ihr in Notzeit 800 Gulden für den Kauf von Frucht zu borgen, wird abgelehnt.
1604 Es wird Klage darüber geführt, dass Odenheims streng katholischer Pfarrer den Evangelischen das Begräbnis auf dem Kirchhof (bei der kath. Pfarrkirche) verweigere, keine ehelichen Einsegnungen gemischt-konfessioneller Eheleute vornehme und bei Taufen lediglich katholische Paten zulasse.
1607 Eines der ältesten, heute noch bestehenden Fachwerkhäuser, das „Schwarzfärberhaus“ (in der heutigen Nibelungenstraße 65) wird erbaut.
1611 Eine Akte aus dem Jahre 1611 spricht von „fünf Herbergen in der Krautgass vor dem Tore einander nach“, daneben soll es sieben freie Gastwirtschaften mit landesherrlicher Schildkonzession gegeben haben. Für 1595 ist ein Wirt namens Hans Goler, für 1605 ein Wirt namens Hans Baumann verbürgt.
1591–1623 In diesen Jahren der Reformation und Gegenreformation geraten die Odenheimer in mehrfacher Hinsicht in Konflikt mit ihrer katholischen Obrigkeit (dem Stift und dem Bischof): Und zwar wegen Auseinandersetzungen um eine Weinsteuer, die zu bezahlen sich insbesondere die Wirte weigern, wegen der Bezichtigung zweier Frauen, welche die Gemeinde der Hexerei beschuldigt, sowie wegen der Waldnutzung durch Bewohner. Die Streitsachen, die sich im Kontext von Auseinandersetzungen zwischen dem katholischen Bistum Speyer und der protestantischen Kurpfalz abspielen, landen beim Kaiser in Prag. Schließlich werden rebellische Odenheimer persönlich geächtet: Die Männer des Gerichts (= Gemeinderats) Martin Hurwedel, Hans Diller Hansenssohn, Leonhard Jägerkreuth und Hans Bentz, ferner Alt-Schultheiß Leonhard Härt, Paul Gesell, Hans Baumann der Ziegler, Hans Baumann der Wirt, Leonhard Hauert, Hans Herth, Thomas Hauert, Jakob Scholl, Hans Wels und Wolf Diller werden im Verlaufe des Konflikts in Bruchsal inhaftiert. Hierauf schickt die Kurpfalz, die inzwischen Odenheim, Tiefenbach und Rohrbach a.G. besetzt hat und von den Odenheimern als Schutzmacht anerkannt wird, Truppen (ca. 1000 Mann) nach Bruchsal, um am 14.04. 1609 die Inhaftierten zu befreien. Am 16.10.1610 treffen das Bistum Speyer und die Kurpfalz einen vorläufigen Vergleich, nachdem in Odenheim ab 1611 das Stift wieder die alte Ordnung installiert. Die endgültige Einigung erfolgt 1615: Odenheim, Tiefenbach und Eichelberg gehören wieder zum Hochstift Speyer, die Kurpfalz verzichtet auf Huldigungen, behält aber bestimmte Rechte an den Einnahmen der Kastenvogtei Odenheim. Nur wenige Jahre später (1623) endet auch die Episode, in welcher der Protestantismus versucht hat, in Odenheim Fuß zu fassen.  
1619 Das Stift bestellt den ersten Laien zum Lehrer in Odenheim und überlässt das bisherige Pfarrhaus des Leutepriesters, die Plebanie, zum Unterrichten.      
1629 Der offenbar vermögende Jude Joseph aus Odenheim wird zum Mitbegründer des Judenfriedhofs in Oberöwisheim.      
1618–48 Im Dreißigjährigen Krieg wird die Bevölkerung Odenheims durch Kriegshandlungen (Morden, Plündern, Sengen) und Kriegsfolgen (Hungersnöte, Seuchen) drastisch reduziert. Viele Häuser verwaisen, viele Felder verwildern.
1622: Kriegswirren in der Region mit den Hauptakteuren von Mansfeld auf der protestantischen und dem Feldherrn Tilly auf der katholischen Seite. Die protestantische Union versucht in und um Odenheim, die bereits bei Mingolsheim geschlagenen Truppen der katholischen Liga unter Tilly einzukesseln.
1626: Atempause in der Region – die „Obere Mühle“ findet Erwähnung und in diesem Zusammenhang wird auch ein Schultheiß Hans Kessler genannt.
1633/34: Die Schweden plündern, wüten und verwüsten – die durch Mord und Hunger dramatisch dezimierte Odenheimer Restbevölkerung flüchtet in die Wälder, um zu überleben (nach mündlichen Überlieferungen sollen die so genannten „Lärmenlöcher“ als überlebenssichernder Unterschlupf gedient haben). Eine Überlieferung besagt, daß sich in diesen Zeiten großer Not in der Nähe des Schindelbergs drei Handwerksburschen – ein Schneider, ein Schuster und ein Metzger (oder Soldat) – von Hunger geplagt in blutigem Streit gegenseitig getötet haben. Drei Kreuze an der Gemarkungsgrenze zwischen Östringen und Odenheim erinnern noch heute an die schaurige Tat.
1654 20 Jahre nach der Katastrophe der schwedischen Besatzung besteht Odenheim offenbar nur noch aus einer kleinen Zahl an Bürgern. Genannt werden: Hans Dieter Wurmer (Wormer), Leo Peter Bodt (Bott), Joachim Kestel (Köstel), Paul Fettich, Hans Conradt Stricker, Hans Kessler, Schultheiß Peter Kessler, Leutnant Michel Peter „der Franzos“, Hans Walter der Schneider, Georg Fettich der Küster, Ernst Mai, Kilian von Busch, Michael Ihlin, Leonard Rapp der Schulmeister, Franz Kuhmann und Matthias Wahl. In der Folgezeit werden in der Region bereitwillig ehemals geflohene und neue Bürger aufgenommen.
1671/83/96 Die ehemalige Prälatenkapelle, die möglicherweise im Dreißigjährigen Krieg ebenso ausgebrannt ist wie das, was von der Klosterkirche noch stand, und vollends dem Zerfall preisgegeben war, wird wieder hergestellt. Die Bewirtschaftung des einstigen Klostergeländes erfolgt in der Form eines Meierhofes, wobei im Jahre 1696 offenbar auch Lohnbauern beschäftigt werden.
1683 Das Protokoll der Kirchenvisitation spricht von 100 katholischen und 7 jüdischen Familien, von einen Pfarrgarten mit 500 Bäumen; aufgeführt wird der Große Zehnt für das Ritterstift und der Kleine Zehnt (ohne Haustiere) für den Pfarrer; Erwähnung finden auch Prozessionen an Fronleichnam, am Markusfest (durch die Saaten) und in der Bittwoche nach Zeutern und Tiefenbach; berichtet wird überdies von skandalösen Geldgeschäften der Juden, von nächtlichem Geschrei sowie von unziemlichen Zusammenkünften in Spinnstuben.
1689 Die Franzosen brandschatzen im Hochstift Speyer. Der „Mordbrenner“ Marschall Duras lagert bei Odenheim. Die Absicht, den Speyerer Dom zu zerstören, verhindert der speyerische Statthalter, in dem er nach Odenheim eilt und Maschall Duras erfolgreich bittet, den Plan nicht umzusetzen.
1689/90

Odenheim nimmt im Gefolge des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688-1697) und der dadurch verursachten Zerstörungen und Plünderungen in der Region viele Flüchtlinge auf.

1696 Ein Heinrich Gassert von hier wird von den bei Unteröwisheim lagernden Franzosen wegen angeblichen Verrats an einem Baume aufgehängt.
1699 Nach den vielen Kriegs-, Hunger- und Seuchenkatastrophen des Jahrhunderts kommt es zu Zuwanderungen, vor allem aus der Schweiz und Süddeutschland.
1685–1750 Aufbauphase in Odenheim: Viele Fachwerkhäuser werden neu erbaut und geben fortan dem Dorf seinen typischen Charakter: das Fachwerkhaus Henrich unterhalb der Kirche, aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der „Weißenburger Hof“ (1685), das Haus Wickenhäuser/Hörner in der Klosterstraße (um 1700), das Haus Hodecker (in der Kirchstraße) und das damalige Pfarrhaus, das Haus Winter (ebenfalls in der Kirchstraße), das Haus Faulhaber in der Nibelungenstraße.