Streifzug durch die Geschichte von Odenheim
20. Jahrhundert
2. Hälfte


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194auto Der Wiederaufbau der lokalen Wirtschaft kommt nur zäh voran. Die Landwirtschaft bildet das Rückgrat der Existenzsicherung. Viele Handwerker versuchen ihr Heil in der Selbstständigkeit, doch die Kundschaft ist spärlich und die Konkurrenz groß. Der Schwarzhandel blüht. Dennoch kommt es auch zum Aufbau industrieller Arbeitsplätze (bei der Fa. Nickerl, den Bolichwerken und in der Zigarrenindustrie). In den Nachkriegsjahren nimmt Odenheim über 420 Heimatvertriebene auf, die Wohnraumknappheit wird zum Problem. Die Währungsreform im Juni 1948 beendet schließlich diese Phase tiefer Depression.
1949 ff Der Verkehrsverein wird wieder aktiv. Radrennen, Preisrätsel, Operettenabende werden organisiert. Die „Odama Fastnacht“ nimmt einen neuen Anlauf.
1950 Die fünf neuen Glocken der Pfarrkirche St.Michael werden Ende Dezember feierlich eingeweiht.
1954/55 Odenheim erhält endlich seine Wasserleitung (für 705 000,– DM).
Die Zeit der örtlichen Schöpf- und Ziehbrunnen geht zu Ende.
 
1956 ff Der Strukturwandel erfasst große Teile des Handwerks und der Landwirtschaft: Viele Handwerker geben auf und gehen in die Industrie, das traditionsreiche Steinhauergewerbe kommt endgültig zum Erliegen, die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten sinkt rapide, Traktoren, Mähbinder und später Mähdrescher halten Einzug, Kuh- und Pferdefuhrwerke werden seltener, die Motorisierung steigt rasant an. Die Bautätigkeit, vorwiegend in den neuen Baugebieten Forsthausstraße, Langgrund, Kirrtal, Bergstraße und Holländergrund nimmt kräftig zu.
50er-Jahre Unterhaltung wird in Odenheim groß geschrieben: Neben zwei Kinos, den „Atlantik-Lichtspielen“ und den „Europa-Lichtspielen“, verbreiten eine vielseitige Gastronomie mit einem Tanzlokal (dem „Café Schmitt“) und einem Erlebnislokal (der „Grotta Azzurra“) den Odenheimer Ruf als „Klein-Paris“.
50er-/60er-Jahre

Das Vereinsleben nimmt einen wichtigen Stellenwert in der Gemeinde ein: Die Motorrad-Geländefahrten des MSC locken viele Zuschauer aus Nah und Fern; der FC bietet Fußball, der Schützenverein Schießsport, der TV neben (Feld-) Handball auch Leichtathletik (mit Wald- und Dorfläufen) und Tischtennis; Männergesangverein und Musikverein widmen sich der Kultur; die Kirchengemeinde bietet aktive Beteiligung im Kirchenchor, in der Kolpingfamilie und bei der katholischen Jugend. Alljährliche Theaterspiele stehen ebenso hoch im Kurs wie die Vogelausstellungen im Blumensaal. Die Freiwillige Feuerwehr und die Ortsgruppe des DRK sowie die VDK Ortsgruppe stehen im Dienst des Nächsten; der Obst- und Gartenbauverein informiert durch Ausstellungen, Vorträge und Kurse; der Kleintierzuchtverein, der Verein Deutscher Schäferhunde und der Brieftaubenverein widmen sich der Züchtung und dem Tiersport.
Das Dorf wächst in den 60er-Jahren, vor allem in den Baugebieten Königsbecher I, Röte I und Lerchenberg.

1958/59/60 Schule und Schüler erinnern mit dem so genannten „Spreißelfest“ an die Odenheimer Schulhausmisere.
1962

Odenheim zählt 1367 Beschäftigte (davon 539 auswärts) und verfügt über eine stattliche Zahl mittelständischer Arbeitsplätze: Jeweils über 150 bei der Weberei Nickerl und in den Zigarrenfabriken; rund 70 bei den Bolichwerken, etwa 65 in der Kokosindustrie; bei der Kleiderfabrik Zimmermann ca. 30, bei der Firma Diana 28, in der Schuhfabrik Wormer 15 Beschäftigte und je etwa 10 im Sägewerk Kessler, bei der Schreinerei Faulhaber sowie bei den Maurergeschäften Lemle und Henrich.
Die Odenheimer feiern in großem Stil ihr Heimatfest, ihre „2000-Jahr-Feier“, im Festzelt beim Pfarrgarten, mit historischem Festumzug und mit der Herausgabe des Heimatbuches von Pfarrer Hodecker (s. Publikationen).

1963/64 1963 Der Rebflurbereinigung in den Gewannen Koschelter–Mühlberg folgt der Rebanbau (Müller-Thurgau).
Am 10. 9. 67 erfolgt die feierliche Einweihung der evangelischen „Dankeskirche“, errichtet als Kalksteinbau mit beistehendem Campanile.
1964/65 In einer bemerkenswerten Gemeinschaftsleistung erstellen die Odenheimer Vereine ihre Mehrzweckhalle auf dem Gelände des ehemaligen Pfarrgartens.      
1967/68

Endlich ist es soweit: Die Odenheimer Schulkinder beziehen ihre neue Schule auf dem „Klotzacker“ (Gewann „Spottacker“).

1968 Die Odenheimer Fastnacht, die sich über Jahre hinweg vor allem in den Sälen der Gasthäuser und später dann zunehmend in der „Halle“ abgespielt hat, erhält mit dem Rosenmontagszug einen weiteren Höhepunkt.

60er-/70er-Jahre Wie andernorts auch verliert der Ort durch viele Baumaßnahmen einen Teil seiner Charakteristik, gleichwohl bleibt ein unverwechselbarer Ortskern erhalten. Landwirtschaft und Handwerk sind weiter auf dem Rückzug. In der Tabakindustrie gehen nach und nach alle Arbeitsplätze verloren; die Stilllegung der Weberei Nickerl dezimiert die Zahl der örtlichen Arbeitsplätze dramatisch.      
1971/72 Nach der Wahl von Julia I. (Julia Pfeiffer) zur kurpfälzischen Weinkönigin wird Odenheim 1972 zum Veranstaltungsort des Winzerfestes.
In den 70er Jahren folgt der Rebaufbau in den Gewannen „Oberes Bontal“ und „Gaugelter/Behen“.
     
1972/73 Im Gefolge der baden-württembergischen Gemeindereform kämpfen die Odenheimer um ihre Unabhängigkeit. In einer Bürgeranhörung sprechen sich am 27.2.72 über 78% der Odenheimer gegen eine Eingemeindung nach Östringen aus. Am 24.4.73 stimmt der Gemeinderat mit 10 zu 3 Stimmen gegen eine Einheitsgemeinde und für eine Verwaltungsgemeinschaft. Am 28.6.73 ebnet derselbe Gemeinderat mit 7 zu 6 Stimmen den Weg zur Eingemeindung.      
1974 Odenheim verliert trotz des massiven Widerstandes seiner Bürger und gegen den demokratisch bekundeten Willen einer großen Mehrheit der Bevölkerung seine Selbstständigkeit und wird am 1.1.1974 Ortsteil von Östringen. Als solcher erhält er eine Ortschaftsverfassung mit Ortschaftsrat und Ortsvorsteher.      
1975 Die Nebenbahn-Teilstrecke Odenheim–Tiefenbach wird stillgelegt.      
1975–79 Im Westen von Odenheim entsteht eine Kläranlage.
In den Baugebieten Königsbecher II, Röte II und Weidenfeld herrscht rege Bautätigkeit.
1977 wird das Siegfriedstation eingeweiht und bildet zusammen mit den entstehenden Tennisplätzen, dem Reiterplatz, dem Platz des Hundesportvereins und dem Schwimmbad ein Ensemble an Sportstätten.
Die Zeit der Waldfeste wird Ende der 70er Jahre abgelöst durch Feste an der Mehrzweckhalle, durch das Burgfest sowie durch das Straßenfest der Odenheimer Vereine.
1978 wird der Heimatkundliche Arbeitskreis Odenheim gegründet.


1978/79 Die katholische Kirchengemeinde begeht die 200-Jahr-Feier der Pfarrkirche und die 870-Jahr-Feier des ehemaligen Klosters und Stiftes mit einem Festakt, mit der Veröffentlichung ihrer Festschrift und mit einem großen Fest beim Stifterhof.
1983/84 Zum zweiten Mal stellt Odenheim mit Karin II. (Karin Debelt) die Weinkönigin und richtet ein Winzerfest auf dem alten Sportplatz aus.
80er-Jahre Das Kirchendach der Pfarrkirche St. Michael wird neu eingedeckt. Am ehemaligen Farrenstall entsteht das neue Feuerwehrhaus. Bei der Odenheimer Schule wird, zunächst in kleiner Version, eine Schulsporthalle errichtet. Das alte Schulgebäude wird zum Haus der Vereine. Auf dem Eulenberg entsteht ein neuer Wasserhochbehälter. Sanierungsarbeiten an historischer Bausubstanz, z.B. im und am Amtshaus, am Rathaus sowie bei Fachwerkbauten bewahren Teile des historischen Charakters des Ortes.
1987 Das „Linsabauch-Denkmal“ an der Ecke Kirchstraße/Michaelstraße, gestiftet von der Odenheimer Karnevalsgesellschaft und gefertigt nach einem Entwurf von Heinrich Zibuschka, steht als Sinnbild für die historisch gewachsene Wesensart der Odenheimer.
1988 Zur Erinnerung an die ehemalige jüdische Gemeinde in Odenheim wird vom Heimatkundlichen Arbeitskreis Odenheim ein Gedenkstein auf dem Platz der einstigen Synagoge enthüllt.
90er-Jahre Das Baugebiet Wirbelberg/Kies nimmt Gestalt an.
Die Ortskernsanierung setzt neue Akzente, vor allem in der Odenheimer Dorfmitte. Der Radweg entlang dem Katzbach erhöht den Freizeit- und Naherholungswert des Ortes.

1993

Das Odenheimer Schwimmbad wird grundlegend renoviert und präsentiert 1993 sich den Badegästen neu.

1995 Odenheim erhält den dringend notwendigen zweiten Kindergarten „St. Michael“ beim neuen Baugebiet Bergwiese.
1996 Ein Steinmetzbrunnen in der Odenheimer Ortsmitte erinnert an die große Odenheimer Steinhauertradition. Die Figur, entworfen von Heinrich Zibuschka, ist dem einstigen Steinhauer, Schäfer und Dorforiginal Franz Schäfer nachempfunden.
1996–98 Die Odenheimer Bevölkerung wehrt sich gegen Pläne, aus dem Stifterhof ein Golfgroßprojekt zu machen. Über 51% der Wahlberechtigten fordern vergebens einen Bürgerentscheid.
1997 Die katholische Pfarrkirche St. Michael erfährt eine umfassende Renovierung
1998

Mit einem Fest vor dem Rathaus wird die neugestaltete Ortsmitte und das neue Glockenspiel des Rathausturmes eingeweiht.
Der alte Bahnhof wird abgerissen und das Bahnhofsareal wird neu gestaltet.
Mit dem Stadtbahn erhält Odenheim den Anschluss an eine moderne öffentliche Verkehrsanbindung. Zur Einweihung findet in der Bahnhofstraße ein großes Bahnhofsfest statt.

1999 Odenheim hat Ende 1999 insgesamt 3654 Einwohner. Nach wie vor beeindruckt der Ort durch den Charme eines typischen Kraichgaudorfes. Viele Baudenkmäler und Kleindenkmäler tragen zur Attraktivität des Ortes und seiner Gemarkung bei. Ein vielfältiges Vereinsleben beschert der Gemeinde Jahr für Jahr viele kulturelle, sportliche und gesellschaftliche Höhepunkte.
2000 Der Heimatkundliche Arbeitskreis Odenheim gibt das »Odenheimer Familienbuch« heraus: In Ausstattung und Gestaltung mehr als herkömmliche Ortssippenbücher, wird es schnell zu einem begehrten Nachschlagewerk (s. Publikationen).