Streifzug durch die Geschichte von Odenheim
19. Jahrhundert


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1801/02/03

Durch den Frieden von Luneville fallen linksrheinische Gebiete an Frankreich. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss kommt es zur Auflösung vieler Kleinstaaten und zur Bildung von Mittelstaaten. Viele geistliche Hohheitsgebiete werden säkularisiert.
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Speyer mit dem Ritterstift Odenheim (zu Bruchsal) und seinen Orten fallen an das neu gebildete Herzogtum Baden.

1803–1806 Odenheim wird zum kurfürstlichen Landamt Baden. Der Verwaltungssitz befindet sich im Amtshaus. Zum Landamt gehören die Gemeinden Odenheim, Tiefenbach, Eichelberg, Landshausen, Rohrbach, Waldangelloch, nach anderen Quellen auch noch Neuenbürg, Oberöwisheim, Zeutern, Stettfeld, Langenbrücken und Östringen.
1806 Als das Landamt Odenheim verlegt wird, kauft Pfarrer Breunig dem badischen Staat das nunmehr seiner Verwaltungsfunktion beraubte Amtshaus ab und übernimmt zudem die ehemalige Plebanie, die seit ca. 1740 als Armenhaus diente. Das Schulhaus (Haus Friedrich in der Kirchstraße) wird von der Gemeinde erworben.
1806–1812 Odenheim leidet unter hohen Kontributionsbeiträgen für die Kriege Napoleons und muss Soldaten abstellen. 1806 wird von einem Odenheimer Soldaten Johann Junghans berichtet, der in einem Lazarett in Lüneburg stirbt.      
1808–1810 Die große wirtschaftliche Not sowie die politischen Repressionen jener Jahre haben Auswanderungen nach Südrussland und das Schwarze Meer zur Folge.
1811–1812 Viele Odenheimer werden für den Feldzug von Napoleons großem Heer nach Russland eingezogen. Als Feldzugsteilnehmer werden genannt: Johann Goswin Bohner, Theodor Schmitt, Johann Baptist May, Karl Lutz, Gottfried Lutz und ein weiterer Lutz, Theodor Junghans, ein weiterer Junghans, Johann Fettig, Sigg. Fettig, ein Seichtle, Hyronimus Senn, Josph Philipp Wormer, Joseph Rauch, Franz Georg Frank (in anderen Quellen auch ein Weber und ein Grothof).
1816 ff Nach einem äußerst verregneten Sommer verfault das Getreide auf den Feldern, was einen katastrophalen Hungerwinter zur Folge hatte. Die kalten Winter der so genannten „kleinen Eiszeit“ führen in den folgenden Jahren immer wieder zu Not und Auswanderung.      
1829 Pfarrer Breunig, der 1823 in den Ruhestand trat, überlässt der Gemeinde das Amtshaus als Schulhaus und erhält im Tausch das alte und zu klein gewordene Schulhaus (das Haus Friedrich in der Kirchstraße).      
1820–33

Schrittweise hebt der badische Landtag die auf Naturalabgaben und Zwangsarbeit basierenden „Frohnden, Gülten und Zehnten“ auf und führt die an der Geldwirtschaft orientierten Steuern ein.

     
1840 ff

Acht Odenheimer Zünfte (Zunftmeister) schließen sich zur „Vereinigten Zunft“ zusammen: die Wagner, die Schreiner, die Glaser, die Nagelschmiede, die Schlosser, die Sattler und die Seifensieder. Zunftlokal ist der „Schwanen“.

Der Kirchhof bei der Kirche ist überbelegt. Der neue Friedhof im Bontal wird mit einer Mauer umgeben (die Steine stammen aus dem Steinbruch „Hagaboch“).

Nach der Ablösung der Nautralwirtschaft erwirbt die Gemeinde vom badischen Staat das frei gewordene Kelterhaus sowie die Zehntscheuer für 2411 Gulden.
1842 werden Zehntscheuer und Kelter an den Gastwirt des benachbarten „Sternen“ verkauft.
Die große, doppelte Kirchenstaffel wird erbaut.
1840 ff: Viele Odenheimer suchen in den Vereinigten Staaten ein neues Glück.

 
1845 Der Odenheimer Student der Rechtswissenschaften, Carl August Dänzer
(1820–1906), wird wegen der Beleidigung von Fürsten zu 6 Monaten Arbeitshaus verurteilt und entzieht sich der Bestrafung (bis zu seiner Begnadigung) durch die Flucht in die Schweiz.
     
1848/49

Die Ideen der demokratischen Revolution, sowohl die liberal-gemäßigten, die auf eine Nationalversammlung abzielen, wie auch die radikal-demokratischen, finden in Odenheim Anhänger. Als Odenheimer Freischärler werden erwähnt: Franz Anton Stöhr, Phillip Anton Rieg, Schreiner Baptist Senn, Karl Hodecker, Georg Frank (Schmied) sowie ein Debelt und ein Feldwebel Fröhlich. Exerzierplatz der Odenheimer Freischärler soll das Gelände beim neuen Friedhof gewesen sein.
An hervorgehobener Stelle der badischen Revolutionspolitik ist derweilen der Odenheimer Bürgersohn Carl August Dänzer tätig. Im Juni 1849 wird er Abgeordneter der konstituierenden badischen Landesversammlung, deren 3. Sekretär sowie Führer der „Rechten“ und in der Zeit der Regierung Brentano schließlich „Civilkommisär“ (eine Art Landrat) in Bruchsal. Nach der Niederschlagung der Revolution flieht Dänzer mit vielen anderen Revolutionären in die Schweiz. Später wird er in Abwesenheit zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1852 emigrierte er schließlich in die Vereinigten Staaten, wo er 1857 die „Westliche Post“, eine deutschsprachige Zeitung gründet und, nachdem er sich einige Jahre zurückgezogen hatte, 1863 den „Anzeiger des Westens“ wieder aufleben lässt. 1870 tritt er, zusammen mit den alten Weggefährten Friedrich Hecker, Carl Schurz und Emil Preetorious, als Vizepräsident der Volksversammlung der Deutschen in den USA und als Förderer des Deutschtums in Erscheinung.

1861 Der Männergesangverein „Sängerbund“ Odenheim wird gegründet.
1866/70 Der bisher für die Postkutschenlinie Eppingen-Bruchsal verantwortliche Odenheimer Sternenwirt und Bierbrauer Georg Frank stirbt. Mit dem Jahr 1870 lässt sich belegen, dass die Poststation in das „Gasthaus zum Schwanen“ gewechselt ist und von Johann Anton Pfeiffer, dem Schwanenwirt, auf dem „Postcours Langenbrücken– Odenheim–Eppingen“ betrieben wird.
1870 Die erste Odenheimer Standesamtsehe am 24.Februar erregt die Gemüter.
1870/71 Der deutsch-französische Krieg kostete fünf Odenheimer Feldzugsteinehmern das Leben. Dennoch: Der Sieg über den Erzfeind und die Gründung des Deutschen Reiches am 18.01.1871 lösen auch in Odenheim eine Woge der nationalistischen Begeisterung aus und führen 1875 zur Gründung eines „Krieger- und Militärvereins“
1872/76 1872 wird die alte Katzbachbrücke in der „Zwerchgass“ für 1225 Gulden durch eine 6,5 Meter breite, auf einer Eisenkonstruktion beruhende Brücke ersetzt. 1876 werden Straßen im Ort und auf der Gemarkung wegen wasserhaltiger Stellen und schwacher Fundamente für 3000 Reichsmark repariert.
1873 Mit der neuen Apotheke erhält Odenheim ein weiteres markantes Gebäude.
1875

Die Freiwillige Feuerwehr wird gegründet. Der 1. Kommandant ist der Ziegeleibesitzer Friedrich Josef Bott, Stellvertreter Salomon Odenheimer. Der Feuerwehr angeschlossen ist damals die erste Odenheimer Musikkapelle, aus der schließlich im Jahr 1898 der Musikverein Odenheim hervorgeht.

Die Waldkapelle an der „Elsbach“ wird errichtet.

1880 ff Das Steinhauergewerbe hat zwar noch Konjunktur, gleichwohl bieten sich in anderen Regionen bessere Erwerbschancen. So wandern in diesen Jahren viele Odenheimer Steinhauer nach Südbaden aus, vor allem nach Nordweil, nach Kenzingen und nach Freiburg.
1882–98 Die „gute alte Kaiserzeit“ hinterlässt in Odenheim viele baugeschichtliche Zeugnisse: 1882/83 wird das neue Schulhaus im „Klingeltor“ gebaut, während im Amtshaus die Lehrerwohnungen verbleiben. 1896 entsteht die Kapelle in der „Eckhohl“. 1887 wird die Lourdes-Kapelle eingeweiht, 1898 entsteht das Forsthaus (Badisches Forstamt).
1895/96/1900 Der Bau und die Eröffnung der Bahnlinie im Frühjahr 1896 bringen Odenheim den Anschluss an das zwanzigste Jahrhundert.
Im Jahre 1900 wird auf der weitergeführten Strecke nach Hilsbach der Betrieb aufgenommen.
1900 Am 1.12. beträgt die Einwohnerzahl 2442 (1234 weiblich, 1208 männlich). Ein Plan des Dorfes nennt folgende Straßennahmen: Badstubenwiese, Dorfgass, Geißberg, Hertweg, Hexenzipfel, Klingelthorstraße, Krau(t)gass, Krippengass, Lauergässl, (Geißberg-) Pfad, Schulgass, (Üwwer-) Zwerchgass.